Christine Jaschek
6.8. - 29.8.2004
Mikos Meininger
11.6. - 30.7.2004
Xavier Gonzalez
8.5. - 5.6.04
10 Stunden - 10 Gebote
1.5.04
Matthias Schneider Kult
3.4. - 30.4.04
Katharina Häffner
6.2. - 28.2.04
WELT-POING-TAG
27.3.04
Detlef Schweiger
5.3. - 26.3.04
Ralf Michna
9.1. - 31.1.04
Inri TV
19.12. - 21.12.03
Thomas Reichstein
7.11. - 7.12.2003
Tronje
18.10. - 1.11.03
Holger Lippmann
13.9. - 10.11.03
Stefan Schilling & Felix Steuer
8.8. - 6.9.03
 
Thomas Reichstein| 7.11. - 7.12.2003 | Der Wind tanzt das Feuer
Plastik
< Lebenslauf < Arbeiten

VON DER LUST DER BILDHAUEREI - Am Anfang war Dübelmasse

Das ist nicht unbedingt das Material, welches man sich bei einem 22-jährigen, der sich plötzlich für Plastisches interessiert, erwartet. Dennoch, es machte Spaß...
Glücklicherweise entdeckte ich alsbald die Plastikabendschule der Kunst-Akademie. Nach genügend selbstbewußter Aufdringlichkeit durfte ich mitten im Semester dort einsteigen und erst einmal ganz akribisch Naturstudium betreiben.
Im Gegensatz zu meinen eher geometrisch-raumbildnerischen Ambitionen war nun Frucht- und Aktstudium angesagt. Durch diesen Widerspruch begriff ich schnell, die Emotion einer anatomischen Figur durch räumliche Grundformen auszudrücken. Mathematik und Anatomie ergaben erstaunlicherweise emotio-nalen Ausdruck. Mit wachsender Virtuosität konnte ich mehr und mehr ?aus dem Bauche heraus? arbeiten - für ein Wissenschaftlerkind ein wichtiges Thema...
Das Diplom konnte kommen! Es wurde aber anders als geplant, denn es war Herbst 89. Statt Kunst zu machen, gingen wir auf die Straße. Es gibt solche Zeiten, wo man nicht im Atelier bleiben kann. Ich freue mich, daß meine Farben an der Dresdner Stasimauer nun unter Denkmalschutz stehen....
Erst einmal ging ich nach Westeuropa. Das war ganz nett, aber nicht das, was ich suchte. Eher im Gegenteil - zu technisch. Glücklicherweise fand ich dort einen afrikanische Galerie in der auch Messingfiguren aus Ghana ausgestellt waren. So etwas kannte ich bisher nur aus dem Museum. Und nun gleich so ein Reichtum an Formenvielfalt - das konnte nicht alt sein. die Afrikaner Gießen diese Kunstwerke also heute noch und zwar in beneidenswerter Qualität und Kontinuität. Nach einigen Minuten traute ich mir einen neuen Entschluß zu: Da will ich hin !!
Zwei Jahre später hatte ich es endlich geschafft. Nach kurzer Suche entdeckte ich das Dorf, in dem die Ghanaer ihre Figuren aus Bienenwachs modellieren und dann in Messing umgießen. Ich fand gleich einen Lehrer, der mir zwei Wochen lang die Kniffe des Wachsmodellierens beibrachte. Wir hatten dabei viel Spaß miteinander. Ich freute mich über seine einfachen, klaren Methoden, um komplizierte Formen in Wachs aufzubauen - und er über meine jahrelang geschulte räumliche Auffassungsgabe...
Wir brachen auf zu einem Arbeitsaufenthalt nach Papua-Neuguinea in die Südsee...
Zu meinem großen Glück wohnen die Stämme, welche die Malanganschnitzerei ausführen, auf der paradiesischen Insel Neu-Irland im Bismarck-Archipel. Dort fanden wir sehr schnell einen Altmeister des Malanganschnitzens, bei dem wir in die Lehre gehen konnten. Mein Ziel war diesmal, die vorhandene Tradition zu akzeptieren und zu verinnerlichen. Die sechs Holzmasken und Friese, welche ich in dieser Zeit schuf, sind daher auch sehr zurückhaltend von mir interpretiert worden. Hierbei wurde ich von der Formenvielfalt und der spirituellen Kraft der Malanganbildhauerei mit ihren Tier-, Pflanzen- und Menschenkombinationen stark beeindruckt...
Meine zur Zeit letzte umfassendere Arbeitsphase - die amorphen, schwingenden Bronzen von Thailand - begann schon vor dem Studium mit der Plastik ?Atlantik?, damals eine Einzelerscheinung. 1997 entstanden in Ghana aus massivem Bienenwachs drei stilistisch ähnliche Ozeane - der "Pazifik", der "Indik" sowie "Atlantis". Leider ist Atlantis beim Metallguß in Dresden verloren gegangen. Nun endlich kombinierten sich mehrere Faktoren synergetisch zu einer Einheit. Gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin hatte ich nach drei Wochen in Thailand zwei wunderbare traditionelle Gießereien gefunden. Während unseres Aufenthaltes fanden wir an der Küste des Andamanischen Meeres einen stillen Ort, wo ich neue Arbeiten modellieren konnte. Zuvor hatten wir in Thailand Orte der tiefgehenden Entspannung finden können. So entstand wieder jene leichtläufige Arbeitsatmosphäre, wo in komprimierter Zeit monatelange Inspirationsprozesse in künstlerische Realität übertragen werden!
In allerjüngster Zeit erfährt meine kontinentale Verknüpfung eine neue Ausformung. Figuren, welche ich in Afrika entwickelte überarbeite und vergrößere ich in Thailand gemeinsam mit einheimischen Kollegen. Dabei sind an guten Tagen alle Beteiligten von der neuen Ausdruckskraft überrascht.

Die Zukunft ist ein offener Weg -
Ich freue mich auf weitere Entdeckungen
Thomas Reichstein